Hähnel Nr. 23 - Benzinlötlampe

Allgemeine Geschichte

Auch wenn die Geschichte des Lötens bereits mehrere tausend Jahre alt ist, findet die für den Beitrag relevante Geschichte wesentlich später statt. Die Lötlampe im Allgemeinen hatte Ihren ersten Auftritt zum Ende des 18. Jahrhunderts. Erfunden wurde sie 1797 von dem aus Ostpreußen stammenden königlichen Fabrikinspekteur August von Marquardt in Eberswalde. In ihrer ursprünglichen Form wurde diese frühe Form der selbstblasenden Lötlampe mit "Weingeist" (Ethanol) betrieben. Dieses Werkzeug wurde zur damaligen Zeit von Glasbläsern und Goldschmieden verwendet, um ihre tägliche Arbeit zu erleichtern. Die "Erleichterung" dürfte zumindest beim Anfeuern der Lampe nur relativ gewesen sein, da hierfür noch die Lungenkraft des entsprechenden Arbeiters gefordert war. 

 



Im Jahre 1882 entwickelte Carl Richard Nyberg (1858-1939), ein aus Arboga in Schweden stammender Erfinder, einen neue Technik zur Vergasung von Brennstoffen. Der Ausgangspunkt für die Entwicklung dieser damals neuartigen Technik dürfte die doch recht umständliche Bedienung des von August von Marquardt erfundenen Werkzeugs gewesen sein. Laut Firmengeschichte des Unternehmens "Sievert" arbeitete Nyberg begierig daran die zur Verfügung stehende Technologie in seinem Sinne zu verbessern. Aus zahlreichen Experimenten in seiner Privatwohnung ging sein Prototyp der Lötlampe hervor. Im Jahre 1886 kreuzten sich die Wege von Carl Richard Nyberg und Max Sievert. Sievert gründete in diesem Jahr ein Maschinen-Geschäft in Stockholm, welche unter Anderem die von Nyberg weiterentwickelte Lötlampe auf den Weltmarkt brachte.

Die Lötlampe entwickelte sich über die Jahre immer weiter. So gab es unter anderem Firmen, wie "Ernst Hähnel", die 1885 in Heiersdorf in Sachsen gegründet wurde, aber auch spätere Unternehmen, wie "Guilbert", die 1905 in Frankreich heimisch waren, die ihre Versionen der Lötlampe auf den Markt brachten. Im Gegensatz zu den Anfängen der Lötlampe Ende des 18. Jahrhunderts, waren die im 20. Jahrhundert produzierten Lötlampen teilweise mit Pumpen ausgestattet, die im Tank der Lötlampe einen Druck erzeugten und somit das Benzin über einen Vergaser an den Brenner leiteten. 

Was ich nicht mit Sicherheit sagen kann ist, wann die Lötlampe nicht mehr mit Benzin, sondern mit komprimiertem Gas an den Markt kam. Zumindest die Firma Sievert brachte die erste Propangas betriebene Lötlampe im Jahr 1952 auf den Markt. Aber der Vorteil von den heutzutage Kartuschengas betriebenen Lötlampen liegt unter Anderem in ihrer Handhabbarkeit, da sie größtenteils einen Plastikrahmen besitzen. Frühere Lötlampen waren durch den Einsatz von Messingtanks wesentlich schwerer. Natürlich entfällt zudem das Anheizen eines Vergasers, da kein Flüssigbrennstoff mehr verwendet wird. 

Der größte Vorteil aus meiner Sicht dürfte jedoch der Sicherheitsaspekt sein. Gasbetriebene Lötlampen liefern sofort die Flamme, die für ihren Arbeitseinsatz vorgesehen ist. Benzinlötlampen können bei falscher Handhabung Unfälle verursachen. Wenn man beispielsweise den Vergaser nicht ausreichend vorheizt, kann es vorkommen, dass flüssiges Benzin aus der Brennerdüse austritt und in einer gelben Flamme verbrannt wird. Dieser unkontrollierte Verbrennungszustand ist alles andere als wünschenswert und kann mitunter gefährlich werden. 


 

Wie bin ich an die Lötlampe geraten? 

Ich bin gerne auf Flohmärkten unterwegs und suche dort nach alten Gegenständen oder Werkzeugen. Auch diese Lötlampe habe ich im Zuge eines Flohmarktbesuchs in Hamburg (Flohschanze) erstanden. Der Verkäufer hatte alle möglichen Waren ausgestellt, wovon vieles auch alt war. Die Lötlampe hat sofort mein Interesse geweckt. Für ca. 30€ durfte ich sie dann mein Eigen nennen. Ein wie ich finde fairer Deal, dafür welchen Zustand sie zu dem Zeitpunkt bereits hatte. 

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Nachdem ich die Lötlampe nach Hause brachte, habe ich eine kurze Bestandsaufnahme gemacht. 

  • Die Umwicklung des Handgriffs war noch vorhanden, allerdings sehr brüchig
  • Das Pumpenleder war zusammengeschrumpft und nicht mehr zu gebrauchen
  • Die Dichtung zwischen Pumpe und Benzintank war beim auseinandernehmen beschädigt worden und war leider auch vorher sehr empfindlich
  • Die Feder des Pumpenventils war zwar vorhanden, aber ausgeleiert
  • Die Dichtung der Pumpe war ausgehärtet und musste ersetzt werden
  • Die gesamte Lötlampe war in Patina gehüllt (Manche lassen sie bestehen, manche entfernen sie)
  • Der Tank mitsamt Deckel waren dicht

Insgesamt war der Zustand also sehr akzeptabel. Nachdem ich die Lampe auseinandergebaut vor mir liegen hatte, entschied ich mich dazu die einzelnen Teile aufzupolieren. Ob die Patina erhalten bleibt oder nicht ist immer eine reine Geschmackssache. In diesem Falle wollte ich die Lötlampe wieder glänzen lassen. Also fing ich an mit viel Geduld, Autosol und Poliertüchern das Material zu bearbeiten. Nachdem ich alle Teile aufpoliert hatte, setzte ich die Lampe zunächst wieder zusammen. Die Optik gefiel mir sehr gut. Als nächstes besorgte ich mir eine Lederschnur, welche ich nutzte, um den Griff wiederherzustellen. Das vorherige Material schien eine Art von Bast zu sein. Das Leder verlieh der Lampe jedoch neben einem frischen Aussehen zusätzlich eine angenehme Haptik.

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Nachdem die Optik dem gewünschten Ergebnis entsprach, machte ich mich an die Feinheiten der Technik. Wobei die Feinheiten auch recht überschaubar waren. Zuerst kürzte ich die Feder des Pumpenventils etwas, damit dieses die Dichtung ordentlich an den Pumpenschacht presst. Im nächsten Schritt entschied ich mich aus einem Stück Gummi, welches ich herumliegen hatte, eine neue Dichtung für den Pumpenschacht zu fertigen. Sobald ich alles eingesetzt hatte, habe ich die Dichtung für den Tank zugeschnitten und eingesetzt. Nach Ersetzen des Pumpenleders machte ich einen ersten Drucktest. Alles schien dicht zu sein. Etwas später füllte ich die Lötlampe mit Waschbenzin und testete sie. Mangels Erfahrung bediente ich sie falsch und heizte den Vergaser nicht genug vor. Das Ergebnis war eine unkontrollierte Flamme. 

Nachdem ich den Vorheizvorgang erneut durchlief, lief die Lampe zunächst gut. Wie ich die Lampe ein weiteres Mal in Betrieb nehmen wollte, stellte ich fest, dass während des Betriebes die Pumpstange hochgedrückt wurde. Ein Zeichen dafür, dass das Pumpenventil nicht richtig dichtet. Also musste ich hier noch einmal nacharbeiten. Tatsächlich hat sich das Gummi, welches ich für die Dichtung benutzt hatte, angefangen sich aufzulösen. Glücklicherweise ist das Benzin noch nicht aus der Pumpe geschossen. Somit ist nichts weiter passiert. Ich entschied mich als nächstes aus einer alten Benzinleitung aus einem Auto eine neue Dichtung zu fertigen. Diese hielt nun wesentlich besser und löste sich auch nicht auf. 

Wie wird aber nun die Hähnel Nr. 23 betrieben?

Die Lötlampe wird zunächst mit Waschbenzin befüllt. Um den tank zu füllen schraubt man den auf der rechten Seite befindlichen Deckel ab und füllt die Lampe über einen Trichter. Je voller der Tank nachher befüllt wurde, desto weniger Pumpstöße benötigt man, um den Betriebsdruck aufzubauen. Allerdings würde ich die Lampe niemals bis zum Anschlag mit Waschbenzin füllen, um Fehlfunktionen oder anfangs schnellen Druckabfall zu vermeiden.

Im nächsten Schritt kann man bereits über die an der linken Seite befindliche Pumpe Druck im Tank aufbauen. Der Druck muss bei längeren Betriebszeiten immer wieder angepasst werden, damit die Flamme stabil und arbeitsfähig bleibt.

Sind diese Vorbereitungen abgeschlossen, wird Brennstoff in die Vorheizschale gegeben. Ich empfehle hier Spiritus. 2-3 Schalen sollten am Vergaser abgebrannt werden, damit dieser ausreichend vorgeheizt ist, um das Waschbenzin auf dem Weg vom Tank zur Brennerdüse vergasen zu können.

Ist der Vorheizprozess abgeschlossen und Druck aufgebaut worden, kann man nun die Lampe in Betrieb nehmen. Bestenfalls entsteht eine bläuliche Flamme. Sollte die Flamme gelb und nicht zielgerichtet sein, am besten sofort den Gasregler abdrehen und den Vergaser nochmals vorheizen.