Funke + Huster dFWT - Grubentelefon

Allgemeine Geschichte

Die Geschichte der Telefonie begann im 19. Jahrhundert. Als Vater der Telefonie gilt Alexander Graham Bell (1847-1922), wobei auch Elisha Gray und Philipp Reis diesen Titel für sich beanspruchten. Dokumentarisch belegen lässt sich zumindest der erste Fernsprecher von William Graham Bell in Form des US-Patents mit der Nummer 174 465 vom 7. März 1876. Bereits im Jahr 1877 war die erste Telefonleitung über 5km in den USA von Boston nach Somerville installiert. In dem Jahr waren ca. 47.000 Telefone in den USA im Einsatz.
In Deutschland lief die Verbreitung des Telefons wesentloch langsamer ab. In Jahr 1881 gab es Ortsvermittlungsstellen in Berlin und Mülhausen im Elsass. Die Vermittlungsstellen waren im frühen Verlauf der Telefoniegeschichte dazu gedacht die Gesprächspartner manuell über ein Steckfeld zu verbinden. Dies änderte sich ca. 1989 mit der Erfindung der Wählscheibe, über die es möglich wurde die Gesprächspartner selbstständig anzuwählen.
Im Jahr 1897 wurde die Firma “Funke und Huster Elektrizitätsgesellschaft” gegründet. Das Unternehmen aus Herne beschäftigte sich mit der Hersrtellung elektrischer Apparate und Anlagen. Parallel existierte seit 1928 in Essen die Fernsig - Fernsprech-Signalbaugesellschaft Schüler & Vershoven. Beide Unternehmen wurden von der Roechling-Gruppe Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre übernommen und treten seit der Jahrtausendwende gemeinsam als FHF Funke und Huster Fernsig auf.
Die Produkte von Funke und Huster wurden auch in rauen Umgebungen genutzt. So beispielsweise auch im Bergbau. Hier sind besonders stabile Geräte gefordert. Funke und Huster schaffte es besonders stabile und auch vor Explosionen geschützte Telefone herzustellen wie zum Beispiel die Grubentelefone.


Wie bin ich an das Telefon geraten?

Nach meinem Umzug war ich auf der Suche nach einem alten Telefon. Ich wollte ein Telefon für mein Arbeitszimmer haben, aber eine genaue Vorstellung hatte ich noch nicht. Nachdem ich bei Stilbruch, Kleinanzeigen oder anderen Gelegenheiten, wie Flohmärkten ein paar odelle gesehen habe, wollte ich mir zunächst ein altes Posttelefon (z.B. W48) zulegen. Problematisch war meist jedoch, dass die Apparate in einem ziemlich schlechten Zustand waren. Für das Arbeitszimmer sollte es ein Telefon sein, welches zumindest etwas ansehnlich ist.


Irgendwann verwarf ich allerdings den Gedanken mir ein Telefon direkt in das Arbeitszimmer zu stellen. Zunächst, weil ich nicht unbedingt bei der Arbeit gestört werden wollte, aber darüber hinaus dann auch, weil ich keinen geeigneten Platz ausfindig machen konnte. Die Idee eine Telefons im hinteren Teil des Hauses war aber noch nicht gestorben. Viel mehr orientierte ich mich in Richtung Telefoniegeräte für die Werkstatt. Nach längerer Überlegung fiel mir ein, dass ich vor einiger Zeit mit einem ehemaligen Nachbarn darüber sprach, dass er ein Grubentelefon verkaufen wollte. Ich fragte ihn also, ob er es inzwischen losgeworden sei. Zu meinem Glück hatte sich noch kein Abnehmer gefunden. 

Für 50€ überließ er mir das Gerät, allerdings ohne jegliche Garantie. Er sagte, dass es vor 30 Jahren noch funktionierte, bevor es in einer Fabrik abgebaut wurde. Nur wirklich ansehnlich war es seiner Meinung nach nicht mehr. Für meinen Einsatzzweck war es aber doch genau das Richtige, denn das im Jahr 1966 gefertigte Telefon sollte ja in einer Werkstatt angebracht werden.

Das Telefon holte ich dann ab und transportierte es nach Hause. Garnicht so einfach, da das Telefon explosionssicher konstruiert wurde und durch die Gusseiserne Aussenhaut extrem schwer war (mehr als 12kg). In der Werkstatt stellte ich es zunächst auf ein paar Holzstücken ab, um es öffnen zu können. Das passende Werkzeug fehlte jedoch und so war ich zunächst gewungen die großen Dreiecksschrauben mit einer Zange herauszudrehen. Die kleineren Schrauben ließen sich so nicht lösen. Im Baumarkt holte ich im späteren Verlauf noch das passende Werkzeug für die großen Schrauben und für die kleineren schliff ich mir eine Steckschlüssel-Nuss zu.

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Nachdem ich das Telefon geöffnet hatte, sah ich bereits die alten abgetrennten Anschlusskabel. Zum Glück waren nur diese abgeschnitten worden. Im Inneren des Gerätes waren die Kabel noch intakt. Um die Funktion zu testen, wollte ich das Telefon einmal an meine Fritzbox anschließen. Aus einem alten Kabel (eine Seite RJ11, die andere TAE) bastelte ich mir ein Anschlusskabel, welches ich mit dickerem geschrimten Kupferdraht verlängerte. Dieses Konstrukt schloss ich dann an der Fritzbox an und versuchte über eine eigens zugewiesene Telefonnummer das Gerät anzusteuern. Leider erfolglos. Der TAE Steckplatz wurde über die Fritzbox nicht angesteuert. Ich nahm also noch einen Adapter auf RJ11 und schloss es an FON1 ein. Das stellte sich dann als erfolgreich heraus. Das Telefon war ansteuerbar.
Nachdem ich das Schlagwerk der Glocke nachjustiert hatte, klingelte das Telefon nun auch wieder recht laut. Perfekt für die Werkstatt. Sprechen und Hören funktionierten auf den ersten Blick auch.

Somit war klar, das Gerät muss nun einen festen Platz finden. Ich baute aus zwei Stücken Holz eine improvisierte Aufnahme für das Telefon und schraubte es mit 4 8er Dübeln an die Wand. Das Kabel konnte ich dann durch ein bereits vorbereitetes Loch zur Fritzbox ins Arbeitszimmer führen.
Dann der erste richtige Test: Telefonieren mit den Eltern. Das Problem: Die Wählscheibe funktioniert zwar, aber die Fritzbox unterstützt kein IWV, (Impulswahlverfahren), nur das MWV (Multiwahlverfahren). Entsprechend konnte ich die Telefonnummer nicht eindrehen. Als Übergangslösung konfigurierte ich die Wahlhilfe an der Fritzbox, sodass ich nur noch den Hörer abheben musste, um aus der Werkstatt anrufen zu können. Verstehen konnte ich über das Telefon jedes Wort problemlos, aber beim selbst sprechen wurden mir Aussetzer auf der anderen Seite der Leitung gemeldet.

Ich vermutete einen Kabelbruch und nahm nach dem Gespräch den gesamten Hörer auseinander. Ich kürzte das Kabel ein, legte die Kabeleinen mit neuen Kabelschuhen mit Öse wieder neu auf. Ich testete die Qualität und musste feststellen, dass es nicht am Kabel lag. Da der Hörer auf meiner Seite sonst gut das Gespräch wiedergab, war der nächste Verdacht, dass die Sprechkapsel (Transistor mit Kohleoszillator) defekt sein könnte. Somit suchte ich im Internet nach einem Ersatzteil und konnte kurzfristig eines für 13€ eines aus Schleswig-Holstein beziehen. Die Sprechkapsel aus dem Telefon schien bereits ein Ersatzteil gewesen zu sein. Zumindest lässt das Herstellungsdatum Aufschrift auf dem Messing Schild im Oktober 1966 (10.66) gefertigt. Das georderte Ersatzteil war aus April 1966 (04.66) und somit älter als das eigentliche Gerät.

Allerdings funktioniert dieses Ersatzteil einwandfrei und somit ist das Telefon wieder voll einsatzbereit. Zum Schluss fehlt nur noch die Funktionalität der Wählscheibe, welche sich aber ggf. durch den Einsatz einer analogen Telefonanlage von “DeTeWe” wiederherstellen lässt.