Um die Geschichte des Grammophons zu beginnen, starten wir mit den ersten Tonaufnahmen, die die Menschheit produziert hat. Wer hier an das Jahr 1977 und den Phonographen von Thomas Edison denkt, der liegt leider etwas daneben, Die weltweit erste Tonaufnahme stammt vom 09.04.1860 und wurde vom Franzosen Édouard-Léon Scott de Martinville produziert. Bereits im März 1857 meldete er ein Patent zur grafischen Aufzeichnung von Schall an. Er nennt es „Phonautograf“, also „Schallselbstschreiber“.
Das Gerät bestand grundlegend aus einer Membran, die am Boden eines Eimers befestigt war. Dort dran befand sich eine Schweineborste, welche die Aufnahme in Rußgeschwärztes Papier kratzte. Das Prinzip der Tonaufzeichnung war somit geboren.
Ende 1877 legte Thomas Alva Edison ein Patent für seine Version des Phonographen vor. Sein Ansatz unterschied sich unter Anderem darin, dass er als Tonträger eine auf einen zylinderförmigen Körper aufgezogene Zinnfolie nutzte.
Durch eine Kurbel wurde der Zylinder langsam von rechts nach links bewegt. Wurde nun eine Membran mit rundlicher Spitze auf die Zinnfolie gedrückt, konnte man unter Betätigung einer Krubel die Aufnahme abspielen. Die Klangqualität war damals allerdings nicht ansatzweise mit späteren Platten oder Ähnlichem Vergleichbar. Ein weiteres Problem war, dass die Aufnahmen zerstört wurden, wenn man die Zinnfolie vom Zylinder entfernte. Ein wechselbares Medium entstand erst später. Bis der Phonograph massentauglich wurde, dauerte es noch bis ca. 1890. Zu dem Zeitpunkt wurde die Zinnfolie in Edisons Phonographen bereits durch Wachsrollen ersetzt. Der Umschwung passierte ca. 1888. Ein weiterer Vorteil der Wachsolle war, dass man sie auch wiederverwenden und neu bespielen konnte, wenn man die vorherige Aufnahme abschliff. Ausserdem wurden die Aufnahmen nun in die Wachsrolle eingeschnitten und nicht wie beim Vorgängermodell in die Zinnfolie eingedrückt. Das brachte auch qualitative Vorteile.
Im Grundsatz ist somit auch der Grundstein für Schallplatten gelegt worden. Allerdings war die Produktion und Vervielfältigung über die Wachsrolle recht teuer.
Der deutsche Auswanderer “Emil Berliner” entwickelte auf Basis der Tonaufnahmen von Edison 1888 zunächst eine Zinkplatte, dann aber seine Version einer Hartgummi Schallplatte, die mit seinem Grammophon wiedergegeben werden konnten. Am 8. November 1887 meldete er sein Patent "Verfahren und Apperat für das Registrieren und Wiederhervorbringen von Tönen" beim Kaiserlichen Patentamt an, nachdem er seine Erfindung bereits am 29. September 1887 in Washington hatte patentieren lassen.
Das Prinzip sieht vor, dass eine Nadel durch die Rillen der Schallplatte fährt und die entsprechenden Erhebungen einen Ton erzeugen, welcher über die Membran hörbar gemacht werden und über einen Schalltrichter ausgegeben werden.
Die Hartgummi Schallplatte setzte sich nicht durch. Als Emil Berliner jedoch mit einer neuartigen Schellack Schallplatte auf dem Markt aufschlug, war der Erfolg gewiss. Schellack ist eine harzige Substanz, welche von bestimmten Insekten auf einer bestimmten indischen Pflanze produziert weird. Durch Auswaschen und Umschmelzen entsteht unter Anderem der Rohstoff für die Schellack Schallplatten.
Zwischen 1883 und 1895 gründete Emil Berliner zwei Grammophon- und Schallplatten-Firmen in den Vereinigten Staaten, 1898 die ersten in Europa. In London die Gramophone Company und in Hannover die Deutsche Grammophon Gesellschaft. Die Deutsche Grammophon Gesellschaft war die erste Firma, die ausschließlich Schallplatten herstellte.Die erste Vinyl Schallplatte erblickte ca. 1930 das Licht der Welt. Diese war gegenüber den gängingen Schellack Platten wesentlich robuster und waren auch nicht anfällig gegenüber Wasser oder alkoholbasierenden Reinigungsmitteln. Zudem lässt sich mit der Vinyl Schallplatte durch breitere Frequenzbereiche und eines besseren Dynamikspektrums ein wesentlich besserer Klang erzeugen.
Bevor ich mir einen eigenen, modernen Plattenspieler zulegte, überlegte ich mir als “Zwischenlösung” ein Grammphon zuzulegen. Glücklicherweise tat ich es nicht, denn was ich selbst zu dem Zeitpunkt nicht bedachte war, dass Grammpohone idR. nicht dafür ausgelegt sind moderne Vinyl Platten abzuspielen. Dennoch ließ mich der Gedanke nicht los, dass ich irgendwann einmal solch ein Gerät besitzen möchte.
Auf einer meiner Stöber-Touren bei Stilbruch, fand ich dann Ende 2024 das Grammophon “His Master´s Voice No. 87”. Zunächst zögerte ich und ließ das Gerät bei der Tour noch im Laden stehen. Im Nachgang beschäftigte ich mich etwas mehr mit Grammophonen und der Wille es zu erwerben war nun um so stärker geweckt. Problematisch schien jedoch, dass inzwischen ca. 2 Wochen vergangen waren. Ich machte mich auf den Weg zu Stilbruch und rechnete damit das gute Stück nicht mehr zu finden. Doch das Glück war auf meiner Seite und ich sag das Gerät noch immer auf dem Tresen stehen. Etwas verwundert, wo sich die Klangdose befand, begutachtete ich das Grammophon noch etwas. Ich fand sie schließlich im Klangkörper. Unversehrt, wie ich annahm. Vielleicht war das optische Fehlen dieses Bauteils auch der Grund dafür, dass niemand das Gerät kaufte (oder ich bin der einzige Verrückte, der sich so etwas zulegen möchte). Wer weiß…
Nachdem das Geld über die Ladentheke hinweg den Besitzer wechselte, war ich um ein Grammophon reicher. Zu Hause wurden einerseits Ersatznadeln geordert, da keine mehr beilagen und zusätzlich 2 Schellack Platten. Es muss ja auch benutzt werden!
Ausserdem wurde das Gerät grob gereinigt und von Staub befreit. Anschließend testete ich die Mechanik und ob theoretisch ein Ton aus dem Gerät kommen könnte. Alle Tests schienen vorerst erfolgreich. Der Klangtest wird die letzten Zweifel entweder bereinigen oder bestätigen. Zumindest lässt sich der Motor durch drehen der Kurbel aufziehen und er läuft ruhig. Auch die Bremse bzw. Verriegelung für den Plattenteller funktioniert. Somit war hinsichtlich der Aufarbeitung nicht wirklich etwas zu tun. Die Nadel der Klangdose war auf jeden Fall nicht mehr zu gebrauchen, weswegen es gut war bereits 100 Nadeln mittlerer Lautstärke sowie 100 "leise" Nadeln geordert zu haben. Durch die starke Abnutzung der Nadeln und um Schäden an der Platte vorzubeugen, wir die Nadel nach jeder bespielten Plattenseite einmal getauscht. Nach einigen Testläufen stellte ich noch fest, dass die Nadel auf der Platte stellenweise Rillen übersprang. Die ließ sich letztendlich dadurch richten, dass ich den Tonarm demontierte und noch einmal mit Mehrzweckfett gangbarer machte.
Ein weiteres Thema, welches die Tonerzeugung betraf, war die Schalldose. Diese nahm zwar den Ton von der Rille der Schallplatte ab, aber das Ergebnis klang etwas scheppernd. Ich recherchierte, was es damit auf sich haben konnte und stieß auf ein Video des Youtube Kanals "Neues von Gestern", wo das Problem angesprochen wurde. Verhärtete Gummis an der Membran der Schalldose sollten es sein. Ich baute die Schalldose auseinander und konnte promt feststellen, dass die besagten Gummis im Laufe der Jahre ausgehärtet waren. Als Austauschmaterial, lernte ich, kann man auch Ventilschläuche aus dem Fahrradbedarf verwenden. Ich besorgte das entsprechende Material, schnitt es zu und fummelte es an die entsprechenden stellen, sodass die Membran sauber schwingen kann. Nach einem Klangtest stellte ich fest, dass der Austausch sich gelohnt hat. Der Ton war nun deutlich weicher.
Leider ist mir nicht bekannt, wer der Vorbesitzer des Grammophons war. Allerdings kann ich nach einer kurzen Recherche vermuten, dass es sich um ein Stück aus einem Zeitraum zwischen 1937 und 1941 handeln dürfte. Die Website “Grammophon-Platten.de” hat hierzu eine umfassende Auflistung. Was mich besonders freut ist die “reisetaugliche”, kompakte Bauweise. Das Grammophon ist also darauf ausgelegt nicht ortsgebunden zu sein. Auc, wenn es kein Transportfach zür Platten gibt, ist es möglich mit dem Koffer zu reisen. Auf dem Plattenteller ist eine verlängerte Aufnahme, die es ermöglicht mehrere Platten zu stapeln. Durch einen am Deckel montierten Bügel werden die Platten auf dem Teller fixiert, sodass sie nicht im Koffer herumfliegen und beschädigt werden. Vielleicht nehme ich es mal mit, wenn ich unterwegs bin :)
Nun aber genug Text! Als Klangbeispiel hier das Lied "Der Besenbinderball" von Bibi Johns u. d. Hansen-Quartett aus dem Jahr 1955: